Review: Letzendlich sind wir dem Universum egal - David Levithan [GER]





Titel: Letztendlich sind wir dem Universum egal
Originaltitel: Every Day
Autor: David Levithan
Übersetzer: Martina Tichy
Verlag: Fischer Verlag
ISBN: 978 3 596 81156 4
Seiten: 394


A wacht jeden Tag im Körper einer anderen Person auf. Mädchen oder Junge. Immer das gleiche Alter. Immer in der Nähe. Aber niemals zweimal im gleichen Körper.
A hat dieses Leben akzeptiert, denn er kennt es nicht anderes.
Bis er eines Tages in Justins Körper aufwacht.
Bis er dort Rhiannon trifft.
Bis er auf einmal doch einen Wunsch hat.
Zu bleiben.


Aufmerksam bin ich auf das Buch geworden, durch seinen Titel. Ich muss sagen, mich reizen ungewöhnliche Titel immer sehr. Als ich dann den Klappentext gelesen habe, war ich mir nicht sicher wie das Buch werden würde. Ich konnte mir nicht vorstellen wie das für den Leser funktionieren sollte, jeden Tag "eine andere Person" zu lesen. Außerdem dachte ich mir, wenn A immer nur einen Tag im Leben eines Charakters ist, wie soll man dann eine Bindung zu den Figuren aufbauen? Das geht doch gar nicht habe ich mir gedacht. Oh wie ich mich getäuscht habe! Dieses Buch hat mich auf eine der emotionalsten Reisen mit genommen, die ich bisher erlebt habe.
Das Buch ist so aufgebaut, dass jedes Kapitel oder jeder Abschnitt ein Tag im Leben von A und somit auch jedes mal eine andere Person - oder eben auch nicht darstellt. Obwohl man teilweise wirklich nur ganz kurze Einblicke in das Leben der anderen Personen bekommen hat, konnte man sie sich doch durch A ganz gut vorstellen. Und manche Hintergrund Geschichten der Personen haben mich echt bewegt. Im Körper der Person kann A nämlich Erinnerungen abrufen aber keine Gefühle. So erkennt er zum Beispiel wer die Mutter dieser Person ist, aber nicht wie sie ihr gegenüber normalerweise eingestellt ist. (Mir ist bewusst, dass ich A hier als er beschreibe, obwohl er kein festes Geschlecht hat. Einfachhalber und weil es im Buch auch so gemacht wurde, habe ich es auch so gelassen). A hat mit der Zeit, jedoch schon raus gefunden, wie er mit gewissen Körpern umzugehen hat, da er nicht immer in einem leichten Leben aufwacht. Generell war mir A ein sehr sympathischer Charakter, denn obwohl er die Möglichkeit hat alles mögliche in diesen Körpern anzustellen entscheidet er sich dafür so wenig wie möglich Unheil anzurichten. Auch habe ich ihn für seine Einstellung/ Gedanken über das Leben bewundert, trotz alle dem was ihm passiert und in was für einer Situation er ist.
Du lernst was ein Tag tatsächlich wert ist, weil sie alle so verschieden sind. Wenn du die Leute fragst, was der Unterschied zwischen Montag und Dienstag ist, werden dir die meistens erzählen, was es zum Abendessen gab. Ich nicht. Dadurch, dass ich die Welt aus so vielen Blickwinkeln sehe, habe ich mehr Gespür für ihre Dimensionen. S.137
Das Gefühl was mir am meisten bei A über den Weg gelaufen ist, war abgrundtiefes Mitgefühl und Mitleid für A. Es hat mich aber auch zum Nachdenken gebracht. Zum Beispiel darüber wie wichtig eigentlich jeder einzelne Tag in unserem Leben ist und wie glücklich wir uns schätzen können, dass es für uns ein Morgen gibt. 
Es gab nur zwei Möglichkeiten - entweder stimmte mit allen anderen etwas nicht oder mit mir. Entweder redeten sie sich ein, es gäbe ein gemeinsames Morgen, oder ich war der Einzige, für den das nicht galt. S.194
Bei Rhiannon hatte ich etwas gemischte Gefühle. Einmal da sie durch A immer nur positiv dargestellt wurde und man grundsätzlich auch nur seine Sichtweise auf sie mitbekommen hat. Die meisten Sachen haben auch gestimmt. Sie schien ein sehr aufgeschlossenes Mädchen zu sein, die offen auf andere zu geht und sich nicht beirren lässt. Anderseits hat mich dieses unterwürfige gegenüber ihrem Freund etwas aufgeregt. Es ist dieses typische ich bleibe lieber unglücklich in einer Beziehung als gar keine Beziehung zu haben. Des Weiteren hat sie an manchen Stellen ein paar Kommentare gesagt, die mich doch etwas die Stirn runzeln ließ (auf die ich Spoiler bedingt jedoch nicht weiter eingehen möchte). Trotzdem gefällt mir diese Beschreibung von A über Rhiannon sehr gut:
Sie ist wirklich herzensgut. Was ein viel entscheidender Charakterzug ist als bloße Nettigkeit. Herzensgüte zeigt, wer du bist, Nettigkeit wie du wahrgenommen werden willst. S. 75

Während des Lesens habe ich mich auch immer wieder gefragt, wie der Autor dieses Buch zu Ende bringen möchte. Ich hatte eine Idee, die ich dann jedoch wieder verworfen habe, weil sie nicht gepasst hat. Ich konnte mir lange zeit kein passendes Ende vorstellen und war mir selber gar nicht sicher darüber, was ich wollte in welche Richtung sich das Ende entwickelt. Ich hatte das Buch auch relativ schnell durch da es sich sehr angenehm und leicht lesen lässt. Letztendlich hat mich das Ende dann doch nicht so ganz überrascht, weil es schon darauf hinaus lief. Trotzdem empfand ich es als ein sehr gelungenes Ende. Was mir ebenfalls aufgefallen ist und besonders gut gefallen hat ist diese große Toleranz die das Buch vermittelt. Egal ob du groß, klein, dick, dünn, schwul, lesbisch oder Transgender bist alles ist okay solange du dich dabei wohl fühlst.
Wir alle wollen, dass immer alles okay ist. Wir streben gar nicht so sehr nach phantastisch oder grandios oder hervorragend. Wir geben uns gern mit okay zufrieden, denn in den meisten Fällen ist okay völlig ausreichend. S.14

Nachdem ich das Buch beendet hatte musste ich mir auch erst einmal ein paar Minuten Zeit nehmen um das Gelesene Revue passieren zu lassen und noch einmal drüber nachzudenken was ich da eigentlich gelesen hatte und was ich aus diesem Buch mitnehme: Das man dankbar für jeden Tag und die Menschen um einen sein sollte und jedem Tag die Chance zu geben der beste deines Lebens zu sein.




Wenn man ins Universum starrt, ist sein Mittelpunkt nur Kälte. Und Leere. Letztendlich sind wir dem Universum egal. Dem Universum und der Zeit. Deswegen dürfen wir einander nicht egal sein. S.392


Ich kann jedem der mal etwas Andersartiges lesen möchte dieses Buch wärmstens empfehlen. Auch da ich gesehen habe, dass das Buch wohl verfilmt wurde.

★★★★★ 5/5

Habt ihr das Buch gelesen? Wenn ja, lasst mir gerne eure Meinung dazu da.

Liebe Grüße Kathi







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